Kauber Tapeten wecken internationales Interesse
- Vom April 26, 2016
- Von Dieter Weber
- In Aktuelles
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Veröffentlichung Erkenntnisse des Kolloquiums nach der Restaurierung des
Blüchermuseums sind in einem Buch festgehalten
Von RLZ-Reporterin Mira Müller – erschienen in der Rhein-Lahn-Zeitung vom 16.04.2016
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Kaub. Schon mehr als 100 Jahre beherbergt das ehemalige Gasthaus „Stadt Mannheim“ in Kaub das Blüchermuseum. Nicht nur Blüchers wegen hat es ein Alleinstellungsmerkmal in der Region und darüber hinaus. Dr. Alexandra Fink, Gebietskonservatorin bei der Landesdenkmalpflege, hob bei der Buchvorstellung von „Wieder salonfähig“ hervor, dass das Blüchermuseum „vor allem aufgrund seiner handbemalten Leinwand- und Papiertapeten bislang zu den eher unterschätzten Schätzen des Weltkulturerbes Oberes Mittelrheintal gehört.“ In der Zeit von 2009 bis 2013 wurde das historisch hochinteressante Kleinod, beherbergte es doch den preußischen Generalfeldmarschall Gebhard Leberecht von Blücher, als er in der Silvesternacht 1813/14 die Brücke über den Rhein und damit zu einem modernen Europa schlug, aufwendig saniert und restauriert.
Die Erfahrungen, die die verschiedenen Gewerke bei der Restaurierung des Blüchermuseums machten – angefangen bei den Dielenböden, Fenstern und Treppen über Arbeiten am Putz bis hin zur Restaurierung der über die Jahre stark in Mitleidenschaft gezogenen Leinwand- und Papiertapeten –, sollten für die Nachwelt erhalten bleiben. Deswegen entschieden sich Claudia Gerner-Beuerle, Diplom- Restauratorin bei der Landesdenkmalpflege, sowie Alexandra Fink dazu, zum Abschluss der Arbeiten im April 2013 ein interdisziplinäres Kolloquium zu veranstalten. 80 Teilnehmer, darunter Denkmalpfleger, Kunsthistoriker, Restauratoren und Architekten, trugen ihr Wissen zusammen, wodurch neue Zusammenhänge, vor allem was die Produktion und Verbreitung handgemalter Tapeten betrifft, hergestellt werden konnten. Die Ergebnisse des Kolloquiums wurden dann zu dem Buch „Wieder salonfähig – Handbemalte Tapeten des 18. Jahrhunderts“ zusammengefasst. Rund ein Drittel des Buchs dreht sich dabei um die Erkenntnisse, die die Restauratoren in Kaub gewonnen haben. „Das Buch richtet sich nicht nur an Fachleute, sondern gibt auch interessierten Laien einen interessanten Überblick“, ist Dr. Georg Peter Karn überzeugt.
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Die Herausforderung in Kaub beispielsweise war, dass die durch die alte Firnis stark verdunkelten Leinwandtapeten lange, handtuchartige Diagonalfalten aufwiesen. Der Putz darunter hatte sich teilweise abgelöst und zu Putztaschen vorgewölbt. Und auch die handbemalten Papiertapeten im angrenzenden Raum hatten durch starke Verschmutzungen an Farbigkeit eingebüßt. Also mussten nicht nur die Tapeten abgenommen und professionell gereinigt, sondern auch der Untergrund wieder fachgerecht hergestellt werden. Dabei konnten die Wände nicht einfach neu verputzt werden, sondern mussten ebenfalls restauriert werden, denn sonst hätten die alten Tapeten später nicht mehr „gepasst“, erklärte Gerner-Beuerle. Damit die Tapeten zukünftig leichter abnehmbar sind, haben sich die Fachleute eine vollkommen neue Aufhängung ausgedacht. Oben sind sie an einer Leiste festgeschraubt, an den übrigen Seiten haften die Tapeten mit Magnetleisten an der Wand, die sich sowohl in Stofftunneln an der Tapete als auch in Nischen an der Wand befinden. Nicht nur die Denkmalpflegemitarbeiter sowie Thomas Metz, Generaldirektor der Generaldirektion Kulturelles Erbe, sind mit dem Ergebnis hochzufrieden, auch Kaubs Stadtbürgermeister Karl-Heinz Lachmann ist voll des Lobes ob der Ergebnisse. Das Blüchermuseum hat noch einiges vor, ein weiterer Raum, der derzeit instand gesetzt wird, soll noch hinzukommen, der vor allem museumspädagogischen Zwecken dienen soll.
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